Wie eine riesige Trutzburg ragt ein geheimnisvolles Gebäude aus dem Niemandsland zwischen den Duisburger Stadtteilen Beeck, Meiderich und Ruhrort auf. Viel ist nicht darüber in Erfahrung zu bringen – nur, dass es sich um eine ehemalige Sinteranlage handelt. Dem Stil nach zu urteilen, irgendwann in den 1950er-Jahren erbaut und drei Jahrzehnte später wieder stillgelegt. Vermutlich einst zu den Hüttenwerken Ruhrort-Meiderich gehörig und später zu Thyssen-Krupp. Eine Sinteranlage backt, laienhaft erklärt, Erzstäube zu einer Art Granulat zusammen, damit sie im Hochofen genutzt werden können. Die Weiterverarbeitung dürfte in den inzwischen demontierten Hochöfen im Hüttenwerk Ruhrort stattgefunden haben. Für ein Vierteljahrhundert Leerstand befindet sich die Anlage noch in einem recht guten Zustand; ein Teil der Einrichtung ist erstaunlicherweise noch vorhanden. Zwischendurch gab es kleinere Abbrucharbeiten, die aus unbekannten Gründen wieder eingestellt wurden.
Die Anlage hat zu ihrer Betriebszeit sicher keine uneingeschränkte Begeisterung gefunden. Nach der Stilllegung hat sich jedoch ein Wandel vollzogen, und sie ist zu einem Lieblingsobjekt von Raumplanungs- und Architekturstudenten und -dozenten, Naturkundlern und natürlich Fotografen geworden. Nach dem tödlichen Absturz eines 15-jährigen Mädchens aufgrund fahrlässigen Verhaltens wurden im Juli 2013 allerdings massive Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Raumplanerisch gesehen, gibt es hier eigentlich gar keine Industrie mehr, da das Gelände zwischenzeitlich als „Wald“ ausgewiesen wurde. Denkmalgeschützt ist hier nichts, obwohl es sich um eines der imposantesten Stahlfachwerkgebäude im Ruhrgebiet handelt. Im Oktober 2013 hat der jetzige Eigentümer, die Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban, einen erneuten Abbruchantrag bewilligt bekommen, und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann der Abbruch beginnt. Dabei böte sich ein „Industrienatur“-Konzept hier geradezu an, wie es nur etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt mit dem Landschaftspark Nord erfolgreich praktiziert wird. Es wäre sogar eine ideale Ergänzung, zumal dort keine eigene Sinteranlage mehr vorhanden ist. Wenn man allerdings sieht, wie Duisburg in jüngster Zeit mit Industriekultur umgeht, scheint das eher ein schöner Traum zu bleiben. |
