Die Tuchfabrik Scheidt in Essen-Kettwig stammt bereits aus dem Jahre 1837. Nach erheblichen Bränden 1880 und 1902 wurde das Gebäude beschädigt und wiederaufgebaut. Wurde anfangs noch Wasserkraft für den Antrieb der Turbinen genutzt, erfolgte 1901 die Umstellung auf Dampfkraft. Das schlossähnliche Turbinenhaus mit den großen Bogenfenstern und dem Rundturm sowie das dahinter befindliche Dampfkraftwerk sind von außen noch erhalten und zeugen davon. Im Jahre 1962 wurde die Produktion eingestellt. Eigentlich hatte man schon nicht mehr an die Rettung dieses frühen Zeugnisses der Industrialisierung im Ruhrgebiet geglaubt. Zuletzt waren praktisch nur noch die Außenmauern vorhanden. Nicht wenige Bürger vertragten die Meinung, man solle den „Schandfleck“ doch einfach abreißen. 2007 kündigten die Unternehmen Hochtief und Lion Bau an, die Ruine zu einem gehobenen Wohnobjekt, dem Uferpalais, umzubauen. Während alle Planungen zur Umnutzung bislang gescheitert waren, wurde der Bau diesmal tatsächlich realisiert und im Sommer 2010 fertiggestellt. Das Ergebnis beweist, dass mit entsprechendem Kapital und gutem Willen selbst völlig verfallene Gebäude rekonstruiert werden können. Dass dies ausgerechnet in Essen geschah, wo in den letzten Jahren etliche Industriedenkmale verschwanden, ist noch überraschender. Die zur Wohnwertsteigerung vorgebauten Balkone, die wie ein Baugerüst wirken, darf man dafür auch gerne in Kauf nehmen. Dafür sei lobend anzumerken, dass die Architekten hier nicht versucht haben, mit Hilfe auf- oder vorgesetzter modernistischer Glaskuben sich ein eigenes Denkmal zu setzen, wie es leider inzwischen bei Objekten dieser Art üblich ist. In der Nachbarschaft befindet sich noch ein weiteres ehemaliges Areal der Firma Scheidt mit einem umfangreichen historischen Shedhallenkomplex. Dieses bereits umgenutzte Gelände ist derzeit vom Abbruch bedroht. |