Sucht man Städte, in denen ein Verkehrsmittel als Wahrzeichen untrennbar mit dem Namen der Stadt verbunden ist, fallen nur wenige Beispiele ein: die Cable Cars in San Francisco oder vielleicht die roten Doppeldeckerbusse in London oder eben ... die Wuppertaler Schwebebahn. Sie ist zugleich ein frühes Beispiel für die – häufig erfolglosen – Versuche, Rad und Schiene neu zu erfinden. 1893 erfand der Kölner Industrielle Eugen Langen die Schwebebahn. Das Prinzip, Fahrzeuge von einer Schiene nach unten abzuhängen, wurde damals schon für den Gütertransport in Industriebetrieben genutzt, aber nicht für die öffentliche Personenbeförderung. Die Bezeichnung Schwebebahn ist technisch nicht ganz zutreffend, denn es handelt sich um eine Einschienen-Hängebahn. Ursprünglich sollte es sogar eine Zweischienenbahn werden, doch hatte man seinerzeit Angst vor Entgleisungen infolge der Fliehkräfte. Nach Tests auf dem Werksgelände von Van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz war eigentlich die Metropole Berlin als Standort für das damals als futuristisch geltende Verkehrsmittel auserkoren. Aber dort war man skeptisch und wollte lieber eine konventionelle Hochbahn. Umgekehrt sollte ursprüglich zwischen den bergischen Kleinstädten Vohwinkel, Elberfeld und Barmen eine Hochbahn verkehren. Doch schien die Topographie geradezu ideal für Langens neues Projekt zu sein, und so wurde die Schwebebahn gebaut und 1901 eröffnet. Einzigartig ist die Wuppertaler Schwebebahn nur insofern, als dass, wie bei vielen ähnlichen Experimenten üblich, sich ihre Technik nicht in großem Stil durchsetzen konnte. Man denke an die Alwegbahn oder den Transrapid. Eugen Langen konstruierte noch eine ähnliche, aber wesentlich kürzere Bahn in Dresden, die als Standseilbahn-ähnliche Bergbahn von Seilen bewegt wird, und das war’s. Erst in den 1960er Jahren wurde das Prinzip wiederentdeckt, und man verkaufte es in leicht abgewandelter Form als neu. Beispiel dafür sind der (erfolglose) Aerobus in Mannheim oder die als Kabinentaxis verkehrende H-Bahn in Dortmund und der Skytrain am Düsseldorfer Flughafen. Beide besitzen übrigens zwei Schienen, wie seinerzeit der Prototyp von Eugen Langen! Im Ausland existieren nur wenige vergleichbare Bahnen in moderner Form. Hingegen ist das Prinzip der Einschienen-Hängebahn im untertägigen Bergbau heute weit verbreitet. Die Bahn verläuft auf 13,3 Kilometern Länge in West-Ost-Richtung zwischen Vohwinkel, Elberfeld und Oberbarmen, die erst ab 1929 die Stadt Wuppertal bildeten. Zwischen Vohwinkel und Sonnborn verkehrt sie im Straßenraum; die restliche Strecke wurde direkt über den Fluss Wupper gebaut. Es existieren 20 Stationen, und an den Endpunkten in der Station Vohwinkel und in der Wagenhalle Oberbarmen befinden sich Wendeschleifen. Die Bahn verläuft brückenähnlich auf einem stählernen A- oder umgekehrt-U-förmigen Stützenwerk, das an seinem oberen Ende das Fahrgerüst mit den Schienen trägt. Die Bahnhöfe sind – bis auf wenige Ausnahmen – fest mit dem Gerüst verbunden und über Treppen zugängig. Den Zweiten Weltkrieg hatte die Schwebebahn trotz des Verlustes zweier Bahnhöfe einigermaßen überstanden. Doch hatte über die Jahre hinweg ihr der Verschleiß stark zugesetzt. In den 1990er Jahren wurde die Sanierung geplant. Hierdurch ergaben sich Konflikte mit dem Denkmalschutz – wobei interessanterweise bis dahin nur einzelne Stationen offiziell als schutzwürdig anerkannt waren. Nun sollte nicht nur das Gerüst komplett ersetzt und verstärkt werden, auch die fest damit verbundenen alten Stationen im frühen Jugendstil sollten bei dieser Gelegenheit der ach so beliebten Glaskasten-Architektur weichen. Die historische Rekonstruktion wäre angeblich nicht durchführbar oder zu teuer gewesen. Die Zerstörung der meisten historischen Bahnstationen ließ sich auch durch öffentlichen Protest nicht mehr verhindern. Erst nach Fertigstellung der ersten seelenlosen Glaskästen erfolgte die Unterschutzstellung! Verblieben sind die Stationen Oberbarmen (einschließlich Wagenhalle), Landgericht, Völklinger Straße und die größte und schönste alte Station Werther Brücke. Weiterhin existiert noch die Station Hauptbahnhof (Döppersberg), wobei es sich allerdings um einen massiven Steinbau handelt, der bereits 1924 einen Bahnhof im alten Stil ersetzt hat. Hier musste nur das Dach entfernt werden, um das Gerüst zu ersetzen, und das Gebäude wurde erhalten. Inzwischen hat bei den verbliebenen vier Jugendstil-Bahnhöfen glücklicherweise noch ein spätes Umdenken stattgefunden. Sie werden jetzt zwar abgerissen, jedoch „formidentisch“ wieder rekonstruiert. 2014 sollen dann auch wieder einmal neue Wagen kommen. Mehr zur Wuppertaler Schwebebahn finden Sie auf der Seite der Rheinischen Industriekultur und in der Wikipedia. Betrieben wird die Schwebebahn von den Wuppertaler Stadtwerken, deren Seite Sie hier finden. |