Die Troost’sche Textilfabrik im Mülheimer Luisental wurde 1791 vom Elberfelder Kaufmann Johann Caspar Troost gegründet. Zunächst wurde eine Spinnerei, 1817 eine Weberei und später eine Textildruckerei errichtet. Wurde zunächst die Wasserkraft genutzt, führte man 1825 den Dampfantrieb ein. Die Weberei existierte von 1856 bis 1875 als Luisenthaler Actien-Gesellschaft für Druckerei, Weberei und Spinnerei mit circa 250 Webstühlen und 650 Beschäftigten und mit weiteren Eigentümerwechseln bis 1894 weiter. Danach wurde sie vom schwäbischen Industriellen Carl Roesch aufgekauft. Die Spinnerei mit circa 250 Beschäftigten wechselte ebenfalls mehrfach den Eigentümer und kam später auch zu Roesch und Co., wobei der Teil mit Woll- und Baumwollspinnerei wegen mangelnder Nachfrage eingestellt wurde. 1921 erfolgte die Gesamteinstellung. Vermutlich wurden die Gebäude danach mit unbekannter Nutzung von August Thyssen übernommen, der sie in die gleichnamige Stiftung überführte. Erhalten sind die Weberei (vermutlich von 1817), das Tudorhaus (benannt nach dem englischen Baustil, vermutlich von 1825) und das so genannte Kutscherhaus. Über die Funktion des Tudorhauses gibt es kaum Informationen. Es dürfte sich nicht um die ehemalige Spinnerei handeln, die einer zeitgenössischen Abbildung zufolge an anderer Stelle gestanden hat. Möglicherweise war es eine kombinierte Produktions- und Wohnanlage. Beim Kutscherhaus dürfte es sich vom Namen her um ein Personalgebäude gehandelt haben, auch eine Funktion als Verwaltung wird genannt. Die Textilfabrik gehört zur Route Industriekultur. In der Mülheimer Lokalpolitik hat sich eine Diskussion über den Denkmalschutz und die zukünftige Nutzung des wohl ältesten Industriedenkmals im Ruhrgebiet entzündet. Die August-Thyssen-Stiftung wollte gegen den Willen der Denkmalschützer die inzwischen stark verfallenen Gebäude abreißen lassen. Nachdem lange nichts geschehen ist, wurden die Gebäude an einen privaten Investor verkauft, der die Gebäude weitgehend abreißen und durch teil-rekonstruierte Neubauten ersetzen möchte. Somit ist der nächste Konflikt mit dem Denkmalschutz schon vorprogrammiert. Das Beispiel der Scheidt’schen Tuchfabrik im benachbarten Kettwig beweist nämlich, dass es durchaus möglich ist, Bauten selbst dann zumindest äußerlich komplett zu erhalten, wenn die Bausubstanz schon stark beeinträchtigt ist. (Quellen: u. a. Wikipedia, WAZ) |